Das Gefühl, richtig in China zu sein,
beschleicht mich immer, wenn ich abends über den Nachtmarkt schlendere, der
direkt gegenüber von meinem Wohnblock stattfindet. Ein irres Gewusel ist das:
Studenten aus der nahen Uni, alte Mütterchen, die ihr Obst nach Hause tragen,
Mütter mit ihren Kindern und dazwischen immer auch Autos und Fahrräder.
Fleisch auf dem Makrt - aber man muss auch mal "nein" sagen können ;) |
Besonders an den warmen Sommerabenden ist hier
die Hölle los. Und man kann so ziemlich alles kaufen, was es an Essbarem so
gibt. Kalte Nudeln aus Xi’an, stinkenden Tofu, Teigtaschen, Sushi, gegrillte
oder gekochte Spieße an denen wer-weiß-was hängt, aber auch Waffeln und
Milchshakes. Und natürlich Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch.
Ich wollte natürlich alles einmal ausprobieren
und war bei dem Stand angekommen, der nahezu undefinierbares gekochtes Fleisch
verkaufte. Aber weil der nette Herr mir erklärte, dass er nur ganze Stücke
verkaufte, lehnte ich das geschätzte halbe Kilo, das einer Leber ähnelte doch
wieder ab und beschränkte mich auf das Gemüse, das er auch noch anbot…
Neben den Essensmärkten gibt es aber natürlich
auch die Klamottenmärkte. Der für Ausländer wohl am berühmteste ist die Silk
Street. Auf diesem Markt gibt es so ziemlich alles jenseits der Nahrungsmittel.
Nichts von dem, was hier angeboten wird, ist ein Markenartikel. Auch wenn die
Nike-Schuhe, Lacoste-T-Shirts und sogar iPhones noch so toll aussehen…
Und handeln muss man! Als ich die Verkäuferin
fragte, wie viel denn die „Converse-Schuhe“ kosten würden, meinte sie ohne zu
Zögern: „360 Yuan“ (immerhin mehr als 40 Euro). Am Ende hatte ich sie bei 50
Yuan. Die alten Gesetze, wonach man beim Handeln bei ein bisschen mehr als der
Hälfte einsteigen sollte, gelten hier nicht.
Habe ich gesagt, dass man in der Silk Street
alles bekommt? Ganz stimmt das nicht. Frauen bekommt man dort nicht. Oder
besser: keine Ehepartner.
Als ich neulich nichts ahnend durch das
Provinzstädchen Tianjin (12 Millionen Einwohner) wanderte, gelangte ich durch
Zufall in einen Park und war überrascht, ob der Anzahl der Leute, die sich hier
herumtrieben. Wie auf einem Markt gab es auch hier so etwas wie Verkäufer und
Kunden, aber vor den „Ständen“ lagen oder hingen nur Zettel mit
stichpunktartiger Beschriftung.
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Partnerbörse in Tianjin: Die Auswahl ist groß |
Schließlich bekam ich dann auch raus, worum es
hier ging. Ich war auf einen Heiratsmarkt geraten. Die Zettel, die dort
massenweise auslagen und –hingen standen für die Menschen, die auf der Suche
nach einem Partner angeboten wurde. Natürlich mit Geschlecht (weil sich das bei
chinesischen Namen ja nie so genau sagen lässt) und Körpergröße (sehr wichtig!).
Was wir in Deutschland nur noch im Internet kennen, gibt es hier noch in der
altmodischen Version: Eine analoge Partnerbörse.
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82-jährige Frau sucht... |