Donnerstag, 22. März 2012

Friseurbesuch auf Chinesisch – oder auch nicht!


Ich bin, was meine Frisur angeht, nicht anspruchsvoll. Doch was machen, wenn man sich überhaupt nicht ausdrücken kann? Irgendwie muss ich dem Friseur ja vermitteln, was ich will.
Mit diesem Problem richtete ich mich an die beiden Studentinnen, die zurzeit versuchen, mir Chinesisch beizubringen (im Gegenzug helfe ich ihnen beim Deutschlernen). Sie schrieben mir also einige Sätze auf, die ich auch eifrig versuchte, richtig auszusprechen, sodass man mich verstehen könnte.

Mein Friseur: Ein Laden voller wuseliger kleiner Männchen
So gewappnet betrat ich den Friseursalon. Die sind hier einfach zu finden, weil vor ihnen immer eine sich drehende schwarz-weiße Rolle auf der Straße steht (siehe Bilder). 
Der Salon war voller junger Männer, aller supergestylt (nicht nur die Haare) und alle mit einem Kopfhörer im Ohr – wahrscheinlich mit einem direkten Draht zum Chef, der sie herumkommandierte…

Die ersten Sätze meines Gegenübers verstand ich sogar und nickte zustimmend. Ja, ich wollte meine Haare schneiden lassen (was auch sonst). Meine Jacke wurde dann direkt in ein Schließfach eingeschlossen und ab ging‘s zum Haarewaschen. Eigentlich hatte ich das gar nicht gewollte, aber meine Lehrerinnen hatten mich schon vorgewarnt. Hier würden einem immer die Haare gewaschen. Ob das in Deutschland nicht so sei? Wie eklig…

Nachdem meine Haare also nass und sauber waren, wurde ich erst einmal mit einem Becher heißem Wasser in der Hand in einen Stuhl gesetzt und wartete. Solange, bis meine Haare auch schon fast wieder trocken waren. Schließlich war ich aber trotzdem an der Reihe.
Einer der kleinen Kobolde (es tut mir Leid und ich nehme alles zurück…) nahm sich meiner an und fragte mich beschwingt, wie er mir denn die Haare schneiden sollte. 

Ich habe es ehrlich versucht! Aber meine ganzen Worte wurden nicht erhört. Als dann schließlich eine ganze Horde der Wichte (sorry!) um mich versammelt war und zu allem Überfluss auch noch Ronan Keating mit „You say it best when you say nothing at all!“ aus dem Radio tönte, kapitulierte ich. Den Zettel mit den Anweisungen hatte ich in meiner Hosentasche und überreichte ihn jetzt dem Pulk um mich herum.

Ich möchte die Haare geschnitten haben.
Oben ein bisschen länger.
Unten ein bisschen kürzer.
Ich möchte kein Styling.
Ein anderer Laden.
Immer vorhanden: Die sich drehenden Säulen

Diese Sätze sorgten natürlich für allgemeine Erheiterung. Nachdem mir dann auch noch in einem kleinen Frisurheftchen gezeigt wurde, was man jetzt mit mir vorhatte, begann das Männchen (er war wirklich klein…) mit seiner Arbeit. Ich war so lange erleichtert, bis ich merkte, dass er vorhatte mir eine klassische Pilzfrisur zu verpassen. Beherzt griff ich also in sein Werk ein und erklärte ihm gestikulierend, dass ich auch die Haare oben gerne ein bisschen kürzer hätte. Er zuckte mit den Achseln und ich bekam meine Frisur.

Der Betrag machte dann die ganzen Mühen wieder wett. 20 Yuan, also umgerechnet 2,50 Euro, habe ich für die Dreiviertelstunde bezahlt. Als ich meine beiden Lehrerinnen danach fragte, bestätigten sie, dass das der normale Preis sei. Für Männer. „Der Preis für Frauen ist niedriger“, meinten sie. „Aber die gehen ja auch öfter zum Friseur!“ Aha…

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