In den Filmen gibt es sie noch: Die
Superhelden, die sich selbstlos für die Menschheit aufopfern. Vielleicht auch
manchmal, um die eigene Ehre ein bisschen aufzupolieren… retten sie doch die Welt
vor Außerirdischen und beschützen uns vor den Gefahren des Bösen.
Außerirdische gibt es nicht. Der Kampf der
Menschheit gilt Armut und Unterdrückung.
Zu Superhelden mutieren müssten
dementsprechend diejenigen, die etwas gegen diese Armut unternehmen könnten. In China wären das wären dann also die Politiker der großen Kommunistischen Partei.
Und natürlich: die großartige Kommunistische
Partei hat in den vergangenen Jahren einiges erreicht. Der Lebensstandard ist
in China durchschnittlich so hoch wie noch nie, die Menschen in den großen
Städten kaufen in teuren Läden internationaler Marken ein, überall schießen
glitzernde Hochhäuser aus der Erde.
In den Städten. Auf dem Land ist die Situation
anders. 400 Millionen Chinesen lebten 2007 von weniger als 2 US-Dollar am Tag.
Ähnlich viele haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In die Städte
abwandern geht eigentlich nicht, weil man sein Hukou (registrierter Wohnsitz –
ein wunderbares System aus der Mao-Zeit) auf dem Land hat. In den Städten gibt
es daher keine sozialen Sicherungen für die Landbewohner. Viele suchen trotzdem
in den Städten ihr Glück. 130 Millionen Wanderarbeiter soll es derzeit geben.
Tendenz steigend.
Natürlich kennt die Regierung all diese
Probleme. Und man kann wohl auch sagen, dass hier wie in wohl keinem anderen Land
auf der Erde riesige Maßnahmenpakte geschnürt werden. Zumindest auf dem Papier.
Und da ist das Problem.
Die chinesischen Politiker könnten Superhelden
sein. Die Partei sitzt im Moment sicher im Sattel, niemand muss Zeit und Geld
in Wahlkämpfe investieren. Aber sie sind es keine Superhelden. Es geht ihnen zu
sehr um sich selbst, um die eigenen Vorteile.
An der Spitze der Politik gibt es
zufälligerweise nur Multimilliardäre. „Von 3220 Personen, die mehr als hundert
Millionen Yuan besaßen, waren nur 288 keine Kinder von hohen Funktionären“,
berichtet der Spiegel. Die Superhelden bedienen sich selber an den Ressourcen,
die sie eigentlich ihrem Volk zur Verfügung stellen sollten. Das ist so, als
würde Superman seine Fähigkeiten benutzen, um Banken auszurauben.
Woran das liegt? „Reich werden ist glorreich“,
erklärte einst Chinas Reformer Nummer eins Deng Xiaoping. Die Politiker nehmen
seinen Ausspruch wörtlich. Fast alle Spitzenpolitiker sind gleichzeitig auch
hochrangige Wirtschaftsfunktionäre. Und wenn nicht sie selber, dann ihre
Familienmitglieder.
Dazu kommt noch ein zweiter Punkt: In China herrscht
ein Denken in Netzwerken vor (wie könnte es auch anders sein, bei dieser Masse
an Menschen). Einen Kontakt zum Volk gibt´s schon gar nicht. Also scheffelt man
die Kohle für die eigene Clique und versucht möglichst, Fremde aus den eigenen
Netzwerken rauszuhalten (der Vater des künftigen Staatspräsidenten Xi Jinping,
war bereits Vize-Ministerpräsident und muss wohl die extrem guten Gene an
seinen Sohn weitergegeben haben;)). So bleiben die geldgeilen Bosse oben, sacken das Geld ein und geben solidarischeren Aufsteigern erst gar keine Chance.
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